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„Beratung ist unsere ureigene Aufgabe“

Im Check. Der Beruf des Pharmazeuten verkommt oft zu einer reinen Verkaufstätigkeit. Eine Medikationsanalyse anzubieten und Rezepte selbsttätig zu überprüfen birgt großes Potenzial, so Mag. pharm. Erich Zöchling. 

Herr Zöchling, wie gut ist die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung? 

Sehr schwach, das Wissen über Gesundheitsthemen ist bei vielen gar nicht vorhanden. Da fehlen schon die Grundlagen: Welche Stoffe in der Nahrung drin sind, wird in der Schule nicht vermittelt, geschweige denn pharmazeutisches Wissen.

Wie oft wird eine Medikationsanalyse angefragt?

Erich Zöchling, Apotheke Traisenpark St. PöltenMag. pharm. Erich Zöchling führt die Apotheke Traisenpark in St. Pölten.Die Initiative geht selten von den Patienten aus, die meisten vertrauen ihrem Arzt. Die, die einen Beratungstermin nutzen, nehmen die Medikamentenliste oder gleich den Medizinschrank mit. Ich überprüfe die Zusammenstellung an Arzneimitteln aber auch ohne Nachfrage des Patienten, etwa wenn ich über das Computersystem eine Meldung erhalte oder Rezepte mit sieben oder acht Wirkstoffen sehe. Bei bestimmten Arzneistoffgruppen wird man sofort hellhörig, etwa Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern (SSRI), manchen Psychopharmaka und dem Antiarrhythmikum Sedacoron. Erhärtet sich der Verdacht auf Wechselwirkungen, informiere ich den Arzt.

Wären die Patienten bereit, für eine Medikationsanalyse zu bezahlen? 

Noch ist der Wert dieses Services den Patienten nicht bewusst. Wie wichtig es sein kann, merkt man erst, wenn Wechselwirkungen auftreten. Die nächsten Verschreibungen wird man dann genauer untersuchen lassen. Wir Pharmazeuten sollten aber immer wachsam sein und jede Verschreibung hinterfragen, nach dem Vier-Augen-Prinzip. 

Kompetente Beratung stärkt auch das Image der Pharmazeuten.

Absolut! Ich halte es für ungemein wichtig, Kunden umfassend zu beraten. Gerade in Zeiten von Ärztemangel ist das eine große Chance. Wir stecken viel Energie in administrative Tätigkeiten, die andere übernehmen könnten. Pharmazeuten sollten pharmazeutisch arbeiten und das Wissen nutzen, das sie in der Ausbildung aufgebaut haben. Das ist unsere ureigene Aufgabe. Wenn beim Patienten ankommt, dass dieses Service gesundheitsförderlich ist, könnten Zahlungswege dafür entstehen. Ich stelle aber in Frage, dass der Patient selber dafür aufkommt.

Medikamenten-Check in 3 Stufen 

Sicherheitscheck: Die Software macht auf Wechselwirkungen aufmerksam, der Pharmazeut berät und entscheidet nach Bedeutung und Aktualität. Wichtig dabei ist auch, ein Verständnis für das Medikament zu erzeugen.
Medikationsanalyse: Verträglichkeit, Neben- und Wechselwirkungen sowie Einnahme werden detailliert untersucht.
Medikationsmanagement: Laborwerte und Diagnosen werden miteinbezogen. Dafür ist eine Zusatzausbildung erforderlich.

© Text: Greta Lun; Fotos: Adobe Stock, Privat