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Der Tausendsassa

Thymian. Soo reichhaltig wie sein Blattwerk sind auch die inneren Werte des mediterranen Krauts.

Klein, an der Basis verholzt, krautig und mit tausend kleinen Blättern übersät: Thymian sieht recht unscheinbar aus. Dabei macht die mediterrane Pflanze nicht nur Geschmortes, Fisch und Erdäpfelgerichte erst so richtig schmackhaft, sondern kann zudem mit vielen wertvollen Inhaltsstoffen aufwarten. 

Schon in der Antike galt Thymian als Heilkraut: Die Griechen und Römer behandelten damit etwa Atemwegs- oder Magen-Darm-Erkrankungen. Erst 1100 n. Chr. wurde das Kraut von Benediktinermönchen über die Alpen gebracht. Äbtissin Hildegard von Bingen machte es bekannt: Sie lobte es in ihren Schriften als Mittel gegen Atemnot, Asthma und Keuchhusten.

Ach, wie (nicht) reizend

Das ätherische Öl im Thymus vulgaris bremst erwiesenermaßen Bakterien und Viren. Das liegt in erster Linie am antiseptischen Thymol, das wachstumshemmend auf Keime und Pilze wirkt und auch für kosmetische Anwendungen interessant ist. Denn Thymol verdünnt überschüssigen Talg und hilft damit gegen Hautirritationen sowie schnelles Nachfetten der Haare. Der Kräuterextrakt ist dabei sogar effektiver als Benzoylperoxid, ein häufiger Bestandteil medizinischer Akne-Waschlotionen. Im Gegensatz dazu reizt er aber selbst sensible Haut nicht.

Auch Carvacrol ist im Thymian enthalten, ein Kohlenwasserstoff aus der Gruppe der Terpene. Er ist nicht nur für das typische Aroma verantwortlich, sondern auch antibiotisch, antimykotisch, insektizid und hemmt das Enzym Cyclooxygenase-2. Somit weist dieser Bestandteil einen ähnlichen Wirkmechanismus auf wie nichtsteroidale Antirheumatika. Aufgrund seiner entspannenden Wirkung auf die Muskulatur sollte Thymian jedoch von Schwangeren gemieden werden – in hohen Konzentrationen kann er frühzeitige Wehen auslösen.

Thymian ist ein mehrjähriger Halbstrauch, der mit der Zeit verholzt. 

Rezepte

Thymian-Tinktur

Zum Einreiben bei Verstauchungen, Prellungen, Rheuma, Gicht, Gelenk- und Nervenschmerzen.

Ein Schraubglas zu ¾ mit frischem Thymian füllen, mit mindestens 40-prozentigem Alkohol bedecken und vier bis sechs Wochen verschlossen an einem dunklen Ort aufbewahren. Regelmäßig schütteln, damit sich die Inhaltsstoffe besser lösen. Danach filtern und in einem dunklen Gefäß aufbewahren.

Selbst gemachter Hustensaft

1 Bund Thymian mit ¼ Liter Wasser circa 30 Minuten abgedeckt köcheln lassen. Den Sud durch ein Sieb gießen und mit dem Saft 1 Zitrone und 250 Gramm Honig verrühren. Auf Wunsch können dem Thymian auch Spitzwegerich oder Salbei hinzugefügt werden.

Auch blühend lässt sich Thymian noch ernten, schmeckt aber weniger intensiv.

Wussten Sie, dass Thymian …

… bereits im alten Ägypten aufgrund seiner konservierenden Eigenschaften den Einbalsamierungssalben beigemengt war?

… erstmals im 18. Jahrhundert vom Naturforscher Carl von Linné beschrieben wurde, dem ersten Präsidenten der Schwedischen Akademie der Wissenschaften?

… zu den Lippenblütlern gehört und über 200 Arten zählt? Sie unterscheiden sich nicht nur in Aussehen, Geschmack und Frostresistenz, sondern auch in der Heilkraft.

… Gerbstoffe enthält, welche die entzündungshemmende Wirkung des Thymols verstärken und gleichzeitig die Verdauung regulieren?

… als pharmazeutisches Mittel (Thymi herba) nur aus Thymus vulgaris, Thymus zygis oder einer Mischung davon hergestellt werden darf? So sieht es das Europäische Arzneibuch vor.

© Text: Greta Lun