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Paradeiser: Die unterschätzte Frucht

Autor: Christoph Grabuschnig

Tomate. Einst zur Zierpflanze degradiert, ist ihr kulinarisches und gesundheitsförderndes Potenzial heute wohlbekannt. 

Sie tragen klingende Namen wie Green Doctors, Pink Sapphire oder Spanish Dancer, leuchten gelb, rot bis grün-violett in allen Formen und Größen – und sind begehrtes Sammlerobjekt. Was als Lockdown-Hobby begann, mündete bei vielen in eine ausgeprägte Leidenschaft für alte Tomatensorten, deren Samen auf Tauschbörsen rege gehandelt werden. „Die Auswahl ist groß, kaum ein anderes Gemüse ist so vielfältig wie die Tomate. Rund 3.800 Sorten führt das europäische Sortenregister derzeit, weltweit sollen es über 10.000 sein“, weiß Katrin Bauer. Während Corona hat die Ehefrau von Herba Digital Service-Spezialisten Christopher Bauer das beliebte Nachtschattengewächs für sich entdeckt. Mittlerweile nennt sie über 555 Sorten ihr Eigen – und trägt damit dazu bei, selten gewordene Sorten über Generationen zu erhalten.

Pflanze der Mayas

Dass Tomaten bzw. Paradeiser heute so vielfältig gezüchtet werden können, ist auch ihrer wechselvollen Geschichte zu verdanken, die bis in vorchristliche Zeit zurückreicht. Bei Ausgrabungen in Höhlen des mexikanischen Tehuacán-Tals stießen Forscher auf Tomatensamen, die vermuten lassen, dass sie bereits von den Azteken und Mayas kultiviert wurden. Christoph Kolumbus, selbst ein großer Pflanzenfreund, brachte die ersten Tomatenpflanzen Anfang des 16. Jahrhunderts schließlich nach Europa. Weil sie giftigen Artgenossen wie Tollkirsche oder Alraune ähnelten, wurden sie dort allerdings vorerst nur bestaunt statt gegessen – als Zierpflanze in Parkanlagen und botanischen Gärten. Erst im 18. und 19. Jahrhundert erkannte man ihr kulinarisches und gesundheitsförderndes Potenzial.

Lebenselixier Lycopin

Letzteres ist heute – vor allem in Gestalt des Inhaltsstoffs Lycopin – durch zahlreiche Studien belegt: Portugiesische Forscher fanden etwa 2018 heraus, dass sich der Pflanzenfarbstoff positiv auf den Alterungsprozess und den Knochenstoffwechsel auswirkt. Es schützt die Haut zudem vor schädlicher UV-Strahlung und senkt das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Wussten Sie, dass die Tomate …

… das beliebteste Gemüse der Österreicher*innen ist?
Jährlich verzehren wir pro Kopf rund 33 Kilogramm der schmackhaften Frucht
  (Quelle: Statista).

… botanisch gesehen eigentlich eine Beere ist?
  Aufgrund ihrer Einjährigkeit zählt sie jedoch zum Gemüse.

… ihr Name von den Azteken und Mayas stammt?
  Sie gaben ihr den Namen „Xitomatl“, was so viel heißt wie „Nabel des dicken Wassers“ – wohl eine Anspielung auf den hohen Wassergehalt der Frucht.

… von histaminintoleranten Menschen gemieden werden sollte?

Sie selbst enthält zwar wenig davon, als sogenannter Histaminliberator unterstützt sie aber dessen Freisetzung im Darm. 

Lycopin, ein Carotinoid, verleiht Tomaten ihre charakteristische gelbe bis rote Farbe. Bild: fcafotodigital/Getty Images

Rezepte

Schnelle Tomatensuppe (4 Portionen)

Sechs bis sieben Rispentomaten in heißem Wasser sanft aufkochen, bis sie aufspringen und sich gut schälen lassen. Zwiebel und drei Knoblauchzehen grob hacken, in 3 EL Olivenöl kurz anrösten. Gehackte Tomaten zugeben und umrühren. Mit Salz, Pfeffer, getrocknetem Oregano und Basilikum würzen, mit 400 ml kräftiger Gemüsebrühe aufgießen. Aufkochen lassen und anschließend pürieren. Mit Schlagobers nach Belieben verfeinern.
Tipp: Kokosmilch statt Schlagobers verleiht der Suppe eine frische, sommerliche Note.

Fruchtiges Tomatenchutney (ca. 2 Gläser)

Je eine Zwiebel und Knoblauchzehe, 1 EL Ingwer sowie eine Chilischote fein hacken und in einem Topf in 2 EL Olivenöl anrösten. 600 g fein gewürfelte Tomaten und 150 g Rohrzucker hinzufügen, mit 50 ml Apfelessig ablöschen. 20 Minuten köcheln lassen, gut umrühren.
Mit Salz würzen, heiß in sterile Gläser füllen und verschließen.
Tipp: Schmeckt ausgezeichnet zu Käse oder Gegrilltem!