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Wieder was gelernt

Microlearning. Viele Apotheker*innen nutzen bereits digitale Tools, um up to date zu bleiben. Zwei Beispiele mit österreichischen Tech-Firmen zeigen, wie das funktioniert.

Text: Greta Lun

Jeder Wirkstoff kann hinsichtlich seiner Indikation, Dosierung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen trainiert werden, wobei die Auflösung auch eine Erklärung mitliefert. Bild: MEDCH

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Hilbe vom Zentrum für Onkologie und Hämatologie an der Klinik Ottakring in Wien hatte im Spitalsalltag beobachtet, dass das Arzneimittelwissen bei Ärzt*innen und Auszubildenden oft mager ist und es immer wieder zu Medikationsfehlern kommt. Gravierende Abweichungen seien zwar äußerst selten, aber auch kleine Dosierungsfehler bedeuten für Patient*innen, dass sie nicht optimal versorgt werden oder Wechselwirkungen auftreten können, die man hätte vermeiden können. Als er dann durch seinen Sohn mitbekam, wie heute für die Führerscheinprüfung gelernt wird – nämlich am Smartphone mit Multiple-Choice-Fragen –, hatte er eine zündende Idee. 2021 führte diese zur Gründung von MEDCH.

Gerhard Feilmayr, MBA, und Mag.pharm.Dr. Magdalena Hoppel vom Linzer E-Learning-Unternehmen MEDCH. Bild: MEDCH

Das Linzer Unternehmen bietet Ärzt*innen, Apotheker*innen, anderen Gesundheitsberufen sowie Studierenden Medikationstrainings an – das Portfolio wächst kontinuierlich. „Wir haben zunächst 200 Basiswirkstoffe ins System eingespeist. Danach kamen die Bausteine Onkologie und Infektiologie dazu“, berichtet Mitgründer und CEO Gerhard Feilmayr, MBA. Fachleute aus Medizin und Pharmazie stehen MEDCH beratend zur Seite. Seit Anfang dieses Jahres verstärkt Mag. pharm. Dr. Magdalena Hoppel das Team. Die Apothekerin weiß durch ihre vorige Tätigkeit im Fortbildungsbereich der Apothekerkammer, was ihre Berufskolleg*innen schätzen: „Das Lernen an Fallbeispielen kommt sehr gut an. Vor allem bei Fortbildungen im Bereich der klinischen Pharmazie wollen die Teilnehmenden möglichst viele Cases haben.“

Die kostenpflichtige Anwendung, die am Rechner, Tablet und Smartphone ausgeführt werden kann, ist einfach aufgebaut: Im Med-Check-Modus kann der Wirkstoff jeweils hinsichtlich seiner Indikation, Dosierung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen Schritt für Schritt trainiert werden. Die User*innen wählen bei jeder Frage eine Antwort aus und erhalten mit der Auflösung auch gleich eine Erklärung. Im Med-Challenge-Modus spielt das KI-gestützte System zufällig eine Frage aus dem Pool aus. 

Multimediale Plattform

"Lebenslange Fortbildung ist für uns eine Voraussetzung." Mag.pharm. Monika Aichberger, Bild: FORUM!pharmazie

Auch das FORUM!pharmazie, der Verein für angestellte Apotheker*innen Österreichs, setzt auf digitale Wissensvermittlung. Auf seiner Lernplattform FORUM!apowissen bietet er über 50 praxisnahe Schulungen an. Podcasts, Videoaufzeichnungen und Webinare bringen den Nutzer*innen aktuelle Themen aus Pharmazie und Medizin näher. Ihr Know-how können sie in Lernfragen und Wissenschecks überprüfen. „Lebenslange Fortbildung ist für uns eine Voraussetzung. Die Pharmazie unterliegt ständigen Veränderungen und Weiterentwicklungen, über die wir natürlich Bescheid wissen müssen“, so Mag. pharm. Monika Aichberger, Präsidentin des FORUM!pharmazie. Die technische Umsetzung übernahm das auf Trainings- und Lern-Apps spezialisierte Unternehmen KnowledgeFox. 

Strategie der kleinen Schritte

Microlearning hat in viele Bereiche Einzug gehalten – wie auch das Führerscheinbeispiel zu Beginn zeigt. Gemeint ist damit der Wissenserwerb in kleinen Lernschritten, wodurch sich die Lernenden aktiv mit den Inhalten auseinandersetzen müssen und das Gelernte durch Wiederholung langfristig im Gedächtnis verankern. „In Learning Nuggets zu trainieren ist äußerst motivierend“, so Feilmayr. „Wir entwickeln die Plattform ständig weiter und wollen den Gamification-Charakter weiter forcieren.“ Ziel von MEDCH ist, bis Ende des Jahres rund 1.200 Fälle (Fragen) auf der Plattform zu haben und die Module Kardiologie, Gastroenterologie, Pneumologie, Intensivmedizin und Notfallmedizin zu integrieren – damit der Wissenspool nicht versiegt.